Gewässer-Tipps Auf Zander am Lake Asnen / Schweden


Im Sommerurlaub ging es dieses Jahr zum Asnen nach Smalland in Schweden um Zander zu angeln. Zuerst ging es mit El „Al!“ Raimundo und dem guten alten Volvo 945 Turbo samt Hänger und aufgeschnalltem Dünnschiff zum Campingplatz Mjolknabben. Nach 10 Tagen sollte die Belegschaft dann ausgetauscht werden. Sprich für Al ging es zum Flughafen Växjo für die Rückreise und als Ersatz wurde die Familie in Empfang genommen.

Somit blieben also zehn Tage reine Angelzeit, die hauptsächlich für den Fang von Zandern eingeplant wurde. Bei heftigem Wind und teils starkem Regen musste der Asnen aber erst einmal erforscht werden. Das gestaltete sich gar nicht so einfach, da wir zu Beginn von den riesigen, bewegten Wassermassen des Asnen wie erschlagen waren. Das waren wir als Emsländer definitiv nicht gewohnt!

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Darüber hinaus galt es, extrem vorsichtig zu fahren, da der Asnen dafür bekannt ist, dass wie aus dem Nichts zackige Felsformationen bis knapp unter die Oberfläche ragen. Das ist mordsgefährlich und ich habe auch einige Male mit meinem Motor Steine gerammt. An dieser Stelle noch einmal 1000-mal Danke an meinen lieben Freund Lui, der mir einen super Motorschutz gebaut hat. Ohne diesen wäre der Angeltrip mit dem Boot sehr schnell beendet gewesen!

Zudem ist es angeraten, rechtzeitig wieder ins Camp zurückzufahren, da bei Dunkelheit die Entfernungen schnell falsch eingeschätzt werden und man sich schnell auf einer ungewünschten Odyssee befindet.

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Ich bin zwar vor Jahren schon einmal auf dieser Seite des Sees gewesen, habe mich damals aber noch ziemlich alleine auf die Navigation meines Freundes Adam verlassen, der etwas mehr Ortskenntnis hatte und seine Sache mehr als gut gemacht hatte. So hab ich mich beim früheren Ausflug einfach faul ins Boot gesetzt und mir auch keine markanten Stellen gemerkt. Es sah für mich eh alles gleich aus!

So sind wir dann also mit ein paar Tipps und grob auf einer Karte eingezeichneten Geheimtipps gestartet. Nachdem wir die „todsicheren“ Plätze angesteuert und irgendwann auch tatsächlich gefunden haben, stellten wir sehr schnell fest, dass sie nicht liefen.  So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Also nichts mit Hinfahren und Absahnen! Ernten ohne zu sähen! Jetzt mussten wir den Aasnen Code also selber knacken. So eine Sauerei!  Naja, aber wir hatten ja glücklicherweise etwas Zeit mitgebracht und die Früchte eigener Arbeit sind sowieso die saftigsten.

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Wir fanden dann mit Hilfe der vom Campingplatzbetreiber Sven mitgelieferten Gewässerkarte und dem Echolot einige vielversprechende Strukturen, die uns als Anhaltspunkte nützlich schienen. Wir wollten jiggen, beziehungsweise ich als Kapitän der Dünnschiff wollte jiggen, obwohl uns das Schleppen über den See tatsächlich einige mittelprächtige Hechte und Zander gebracht hatte.

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Schleppangeln ist aber voll nicht meine Dose Bier und somit pfiff ich auf das leichte Murren meines Kompagnons. Dieser hatte zuvor wenig bis gar keine Erfahrungswerte im Bereich Bootsangeln und Jiggen mit dem Gummifisch gesammelt und war in Kombination mit den 138 qm unübersichtlicher und wilder Wasserfläche noch etwas unsicher.

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Dieser Zustand änderte sich allerdings, als wir die Biester endlich gefunden hatten. Wir mussten uns in die 6-7 tiefen Bereiche stellen, dort ankern und dann direkt in hängerträchtige Felsformationen werfen. Nachdem der Köder das erste Mal den Grund berührt hat, wurde er dann mit möglichst kleinen Sprüngen zum Boot ins Tiefe geführt. Die Zanderbisse kamen fast ausschließlich hart am Grund auf einer Tiefe von 5,50 – 6 Metern. Diese kamen mal zart, manchmal aber auch hammerhart.

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Oft mussten wir in der Drift ankern und mit dem Wind unsere Gummifische am 17-20 Gramm Bleikopf in die Weite semmeln, damit wir überhaupt vernünfzigen Bodenkoontakt und Bisse bekamen. Sehr zur Freude von Al, der den Ankerjob hatte, mussten wir dafür mehrfach das Boot umsetzen um die passende Drift zu finden, denn nur dort gab es die gewünschten Attacken! Blöd, wenn der Anker auf Grund der starken Strömung dann nicht richtig saß und wir abseits der passenden Wurfstelle fest hingen.

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Zeitweise funktionierte auch das stilechte schwedische Driften mit dem blauen Ikeasack vom Tiefen ins Flache.  Nach einiger Zeit hatten wir dann relativ schnell raus, wo es rappelte und wo nicht.  So hieß es also „Fahren, Fahren, Fahren!“, bis wir die Fische gefunden haben.

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Bemerkenswert war, dass in dem braunen Wasser des Asnen während unseres Besuchs fast immer nur Köder in dunklen Tönen, wie Motoröl braun und schwarzgold am 17 g Kopf fingen.

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Mit dieser Kombination gab es in der Regel die meisten Fischkontakte. manchmal wurde alles andere rigoros verschmäht, so dass die wenigen wertvollen Slimjims in Motoröl und der passenden Größe nach zahlreiche Attacken zum Onkel-Schwanz-Doktor mussten, da sie schmerzhafte Schwanz-Amputationen durch Zander hinnehmen mussten. Von den an diesen Tagen weniger gängigen Farbmodellen wurden die Schwänze mittels sauberem Schnitt und Gummifischkleber transplantiert. Hier musste man besonders darauf achten, schräg zu schneiden um eine größere Klebefläche zu erhalten. Ansonsten war nach einer einzigen Attacke schon wieder Schluss mit lustig. Transformiert in den niegelnagelneuen Uuuaah! -Shad verführten sie dann wieder und waren sogar zum Teil noch fängiger!

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Ab und an liefen auch V-Tails im erwähnten Motoröl und manchmal auch in blausilber am Bleikopf. Das war den zahlreich vorkommenden und von den Räubern bevorzugten Maränen geschuldet. Diese waren nach Meinung einheimischer Spezialisten die bevorzugte Beute der Räuber. Regelmäßig ließen sich, nachdem auf Schaufelschwanzköder nichts mehr ging, noch ein oder zwei Zander am Dropshot-Rig überlisten.

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Das Dropshot Rig, das von mir auch gerne an der Toten Rute im Rutenständer als Zusatzoption angeboten wurde, brachte übrigens häufig die besseren Fische. Diese hingen zwar nicht immer, da ich die Bremse stets großzügig geöffnet habe um einen unschönen Rutenverlust zu vermeiden. Schließlich lag das Hauptaugenmerk auf der Jigrute und die Tote Rute sollte keine Konzentration rauben und nur als Bonus gesehen werden. Da ist der Weg vom Biss bis zum Drill oft einfach etwas zu lang.

Ein Fischverlust war besonders bitter. So geschehen an einer von uns neu entdeckten Stelle mit sehr schroffen Felsformationen und einer schön abfallenden Gewässerkante. Wir fischten bereits einige Minuten und ließen unsere Gummifische schön vom Flachen über die hängerträchtigen Abgründe gleiten. Nachdem sich auch einige Zander zum Biss überlisten ließen, bekam Al einen saftigen Einschlag, den er leider nicht verwerten konnte. Ziemlich genau im Anschluss krümmte sich die Tote Rute, an der ich einen vor einiger Zeit quer gehakten Barsch tot montiert hatte. Ich hatte diesen auch noch halb aufgeschnitten um eine größere Lockwirkung zu erzielen.

Der sichtlich erboste Stachelritter hing auch ganz gut am Einzelhaken, was ich an den wichtigen Kopfstößen Richtung Gewässergrund bemerkte, während ich versuchte, mit zittrigen Händen die Rute aus dem Halter zu befreien und. die Bremse festzustellen. Das hab ich wohl leider übertrieben, denn dem kräftigen Zug, der jetzt gen Boden folgte, hatte ich nichts entgegen zu setzen und der vermutlich perfekt in der Maulseite sitzende Gamakatsu Worm 39 schlitzte schön aus. Das konnte ich förmlich spüren. Der völlig zerfledderte Barsch, den ich nur mit etwas Fahrradschlauchgummi gesichert hatte, hing übrigens noch mit den typischen Zanderbissspuren versehen am völlig unversehrten Vorfach.

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Im Gegensatz zum Jiggen ist eine komplett zugedröhnte Rollenbremse beim Dropshotten wohl eher kein topp Tipp, da der Haken meistens perfekt in der in der Maulseite hängt und nicht wie ein Jighaken in die harte Knochenplatte gesetzt werden muss. Daher hätte man eigentlich keine Angst davor haben müssen, dass der Zander den Köder samt Haken einfach nur wie in einem Schraubstock eingeklemmt hat und später scheinbar wie nach Belieben einfach wieder ausspucken konnte. Man kennt dieses Phänomen ja, dass selbst kleinste Zander oft das Maul beim Lösen des Hakens dermaßen zupressen, dass es schwierig ist, den Fisch zu befreien. Dies ist auch der Grund für unerklärliche Fehlbisse, nachdem der Haken scheinbar schon ganz sicher hing. Die Zander klemmen den Köder einfach bombenfest ein, so dass der Haken nicht eindringen kann und lassen dann einfach wieder los. Immer wieder ärgerlich, gehört aber dazu.

Abschließend bleibt zu sagen, dass der wunderschöne Lake Asnen auf jeden Fall und nicht nur aus anglerischer Sicht eine Reise wert ist und man an guten Tagen mit einigen Zanderattacken rechnen kann, wenn man konzentriert und ausdauernd fischt.

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Damit die Motivation auch tatsächlich hoch bleibt, gibt’s noch ein paar Tipps:

 

Kleidung

Niemals ohne Schwimmweste an Bord: Sicherheit geht vor, besonders, wenn man allein unterwegs ist! Oft haut´s einen gegen Steine, die definitiv schon bei leichtem Wellengang nicht zu sehen sind.

Regenbekleidung, die tatsächlich dicht ist! Bitte vor Reiseantritt unbedingt prüfen. Es schwappen gerade dann, wenn es eben nich angenehm ist hohe Wellen ins Boot und da ist eine undichte naht am Allerwertesten nicht gerade motivationsfördernd. Motivation ist das a und o beim zanderjiggen auf dem Asnen. Ich musste meine Regenhose, die ehemals eine Wathose war, mit einer ordentlichen Ladung Panzerband stärken, nachdem ich mein letztes Aquasure leider an der falschen Stelle aufgetragen habe.

Wollmütze: Die Aufnahmen stammen aus dem Sommer, als in Deutschland 30Grad herrschten. Ausziehen kann man sich immer noch.

Schirmmütze und Sonnencreme: Gerade beim teils extremen Wind wird die Sonnenstrahlung schnell unterschätzt.

Polbrille um eventuell Hindernisse im Wasser früher ausfindig zu machen und zum Schutz der Augen. Es ist für die Augen nämlich ganz schön anstrengend den ganzen Tag auf die spiegelnde Wasseroberfläche zu schauen und die Folgen sind ohne Brille häufig Müdigkeit, Kopfschmerzen und Tränen der Augen

 

Gerätecheck

Jiggen:

Wir haben verschiedene Ruten mit unterschiedlichen Aktionen ausprobiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass extrem straffe Ruten gerade dann vorteilhaft waren, wenn die Zander unserer Köder nur vorsichtig einsaugten. Unsere Zielfische hingen dann häufig, ohne dass vorher ein Biss bemerkt wurde. Oft schlug ich nur aus einer Ahnung heraus an und hatte Fischkontakt, während bei weicheren Ruten diese Erste Ahnung komplett fehlte oder der Anhieb durch die Verzögerung der weicheren Rutenspitze nicht durch kam.

Da wir häufig mit ca 10cm langen Gummifischen mit kleinen Schaufelschwänzen gefischt haben, benutzte ich eine sehr straffe Rute mit einem Wurfgewinn von ca 10-45g. Beste Köder zum Jiggen waren der Slim Jim in Motoröl und der Berkley Flex shad in schwarz-gold.

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Manchmal gingen dann auch beim Jiggen V-schwänze wie der Quantum Freddy-Shad in Braun-gold und der Fin-S-Shad in blau-silber oder Motoröl

Schnur: 0,15mm Shimano Powerpro oder Berkley Fireline

Vorfach: 0,45mm Fluorcarbon (Trilene) plus Stahl- oder Titanvorfach, da der Untergrund, wo sich die Zander aufhielten immer extrem steinig war und quasi ständig auch beim Jiggen mit Hechten zu rechnen ist.

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14-20g Jigheads mit scharfen Haken.

Die Haken wurden nach jedem Steinkontakt kontrolliert und gegebenenfalls mit dem immer griffbereiten Schleifstein nachgeschärft.

 

Dropshotten:

Leichte Vertikalrute, gerne mit Multirolle, um Schnur besser regulieren zu können bei gleichzeitiger Kontrolle des Bootsmotors. die Rute darf gerne einen Tick weicher sein als die Jigrute, benötigt aber dennoch ein ordentliches Rückgrat. Ich benutzte eine Rute mit einem Wurfgewicht von 7-28g

12-15mm Geflechtschnur, 0,35 mm Fluorocarbon

Als Haken haben sich Fox Rage Dropshot Wacky Haken als besonders geeignet herausgestellt. Die hingen meistens besonders gut in der Seite und ließen sich auch gut wieder lösen. 18-30 gr Blei. Form ist egal, ich nehm auch gerne ausgemusterte Jigheads und kneif den Haken ab.

Als Köder benutzte ich gerne den Freddy Shad, den Fin-S Shad in den oben genannten Farben oder gelegentlich einen toten Köderfisch, den ich einfach nosehooked angeboten und mit einem Stückchen Fahrradschlauchgummi gesichert habe.

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Bootszubehör:

 

Ins oder ans Boot gehören auf jeden Fall

Schleifstein für scharfe Haken

Gummifischkleber zum Verschweißen des Gummis mit dem Haken und für Reperaturen.

Zu beachten ist, dass die Aushärtung deutlich länger braucht als bei Sekundenkleber, also reparierte Köder erst einmal zur Seite legen.

Der Vorteil liegt in der weichen Schweißstelle, die deutlich besser hält als bei Sekundenkleber.

H Bojen um eine fängige Stelle sofort markieren zu können, wenn man keinen Plotter an Bord hat

Ikeatüte als Driftsack, um die Drift zu entschleunigen und stabiler zu gestalten

Großer Anker, um festen Halt sich zu stellen

Motorkäfig als Schutz vor Propellerbruch bei Steinkontakt

Echolot oder behelfsweise ein Seil mit Markierungen nach jeweils einem Meter und einem angebundenen Stein am Ende zum erfassen der Tiefe und der Bodenstruktur.

 

Reichlich Flüssigkeit und Obst, um die Motivation und die Konzentration zu erhalten.

JohannesFranz

An der Größe der Fische hat es ein bisschen gehapert aber super schöne aufnahmen u. ein detaillierter & interessanter Bericht. Petri!!!
Tolle Bilder, toller Bericht. Toll, dass sich jemand für uns so lange hinsetzt! DANKE!!!
Schicker Bericht. Danke.
klasse Bericht! Probiers mal mit Stinger bei der toten Rute und einer Rute mit harten Rückrad, dann hast du eine größere Selbsthakquote.
S